Sonntag, 21. März 2010

Und da sag einer, Kinder sind anstrengend...

Dienstag habe ich nun die trendige Innenstadt Vancouvers mit Paralympicrummel, Skyscrapern und Starbucks
gegen Maple Ridge eingetauscht, wo bis auf etwa 2 Shoppingmalls nur endlos viele Wohngebiete aneinandergereiht sind.
Aber auch 20-Betten-Schlafsaal im Tausch gegen ein ruhiges, eigenes Zimmer und riesigem bequemen Bett :)

Das ist das Haus von Oma Lizz, die selbst taetig ist als RCMP-Mitglied. Hier wohne ich die naechsten Wochen bis zum Umzug nach Chilliwack.

Ich habe hier viele viele Freiheiten, solange ich eben Dienstag, Donnerstag und Freitag voll und ganz fuer Cassidy da bin.
Das freie, verlaengerte Wochenende werde ich wohl fuer Ausfluege in die Rocky Mountains und nach Vancouver nutzen, denn man braucht schon ca. 2 Stunden, bis man mit dem Bus nach Vancouver Downtown gegurkt ist.

Ich habe viel Glueck mit Cassidy und Valerie, ich weigere mich, es als "Arbeit" oder "Job" zu bezeichnen
(noch, warten wir ab, bis ich allein mit Cassidy bin *g*), auch wenn ich dafuer bezahlt werde.
Auch ist Valerie nicht mein "Employe", also Arbeitgeber, sondern eher eine Freundin.
Meine einzige Vorgesetzte ist sowieso Cassidy, sie sagt mir genau was sie will und was nicht :)
Cassidy macht es mir leicht, sie fremdelt nicht und kommandiert mich genauso herum wie ihren Vater oder ihre Mutter, worueber ich sehr froh bin, denn ich habe nicht viel Erfahrung mit Kids in diesem Alter.

Cassidy :)

Cassidy ist fuer ihre fast 2,5 Jahre sehr intelligent, sie zaehlt ohne Probleme bis 20 und "Please" und "Thank you" sind ihre Lieblingswoerter. Auch die Farben kennt sie.
Kleine Anekdote: "It's time for nap, Cassi!" (Mittagsschlaf) - "No thank you!". Danach suchte sie ihre "Blanky" und "SuZu" (Decke und Schnuller) und legte sich schlafen. So einfach kann ein Kind sein :)

Ansonsten ist sie wohl wie jede andre zweijaehrige, sie liebt Spielplaetze, Pfuetzen und "Hide and Seek" (Verstecken). Sie weiss genau was sie will und aendert ihre Meinung alle 2 Minuten... erst Park - dann See, erst See - dann Park und am Ende muss Daddy wenden, weil sie zum Spielplatz will.
Und natuerlich gibt es auch die beruechtigten Wutanfaelle einer zweijaehrigen, wenn sie eben NICHT kriegt, was sie will (Cookies vor dem Essen...). Da heisst es standhaft bleiben und ignorieren.

Allerdings muss ich viel Fingerspitzengefuehl beweisen, wenn es um Nathan, Valeries Ex und Valerie selbst geht. Die beiden sind geschieden und haben kein gutes Verhaeltnis, was von Valerie ausgeht.
Nathan holt Cassidy jeden Dienstag ab und bringt sie Donnerstag morgen wieder, ausserdem hat er sie jedes zweites Wochenende.
Fuer Cassidy ist das sicher nicht die Idealloesung, aber das Gericht hat so entschieden...
Da ich Cassidys Au Pair bin und Nathan sehr interessiert an Cassidy ist, will er auch den Kontakt zu mir. Valerie sieht das aber gar nicht gern und das wiederum bringt mich in die bloede Situation, Nathan laufend abzusagen. Naja, und da sag mal einer, Kinder sind anstrengend...

Die erste Woche als Au Pair verging wie im Flug. Allerdings hatte ich ja Mittwoch frei und Donnerstag war das IceSledgeHockey-Spiel der Paralympics. So war Freitag der erste Tag, den ich ganz mit Cassidy verbrachte. Zum Glueck war Marylin da, eine Freundin der Family und Aushilfsnanny. Sie zeigte mir alles was ich wissen musste wie "School" (so etwas wie Kindergarten), Lunch und Mittagsschlaf.
Am Ende des Tages war ich muede aber stolz, hatte ich doch zum ersten Mal Windeln gewechselt, eine muede und deshalb seeehr zickige Cassidy Schlafen gelegt, danach Mittagessen bereitet und wieder viel Fangen gespielt.

Uebers Wochenende bin ich nun wieder ins Hostel in Vancouver gefahren um Stefan zu treffen und die Stadt zu erkunden.
Ich weiss, ich habe es schonmal erwaehnt, aber Vancouver IST grandios :)
Gerade noch lief ich an der weltberuehmten Steamclock und der Olympischen Flamme Downtown vorbei, jetzt sitze ich mit meinem Notebook am Strand und stecke die Fuesse in den Sand, sehe den Yogafanatikern zu und irgendwo gibts gerade ein Barbeque, so wie das riecht... ich liebe Canada :)

Montag, 15. März 2010

Jetzt heissts: Windeln wechseln!

Meine Aussichten auf baldigen Schlaf stehen diese Nacht dank meiner schnarchenden Zimmergenossin eher schlecht, also werde ich mich wohl meinem Blog widmen...
Und es gibt grossartige Neuigkeiten!
Ich habe die Stelle als AuPair vom Fleck weg bekommen. Valerie und ich trafen uns erst auf einen Kaffee, dann verbrachte ich den Rest des Tages bei ihr und Cassidy.
Valerie ist 31, geschieden und Plainclothes RCMP Officer, sprich Zivilfahnder bei der Royal Canadian Mounted Police. Cassidy ist fast 2,5 Jahre und total die Suesse! 

Meine Pflichten halten sich in Grenzen. Dienstag, Donnerstag und Freitag werde ich auf Cassidy aufpassen, den Rest habe ich groesstenteils frei.
Hausarbeit wird kaum anfallen, etwas kochen und Abwasch, der Rest ergibt sich.
Mitte Juni, vielleicht frueher, zieht Valerie von Maple Ridge (ca. 45 Min. von Vancouver Downtown entfernt) nach Chilliwack (ca. 1,5 Stunden von Vancouver entfernt) um. Bis dahin wohnen "wir"  bei ihrer Mutter. Hoert sich schlimm an, aber das Haus ist gross, die Mutter "cool" (sie kennt sich mit Facebook, Blog, Digitalcameras und saemtlichen Castings- und Crimeshows aus) und mein eigenes Reich sehr abgeschirmt.

Die Bezahlung belaeuft sich auf 600 Dollar monatlich. Dafuer, dass ich ja nur 3 Tage und bei "Call-Outs", also Noteinsaetzen, "arbeiten" muss, ist das sehr viel. Ausserdem zahl ich keinen Cent fuer Essen und Uebernachtung, was natuerlich enorm viel spart.

Ich freue mich auf die Herausforderung. Ich muss einiges lernen wie zum Beispiel Windeln wechseln und den Tagesablauf der Kleinen, aber es ist ueberschaubar und wird mir viel Spass machen. Auch wenn Cassidy gerade in der Trotzphase ist :) 

Ich denke, Valerie und ich haben uns genau zum richtigen Zeitpunkt getroffen. 
Sie brauchte dringend ein AuPair, da ihr voriges im letzten Moment sang- und klanglos gecancelt hatte. Mein Vorteil war, dass ich schon in Kanada war und genau in dieser Region eine Stelle gesucht habe. Und ich brauchte einen Job mit genau diesen Bedingungen.

Na dann, warten wir ab, wie ich mich als Nanny mache! 
Dienstag gehts los!




Mittwoch, 10. März 2010

Go Canada Go!!! Olympics und Paralympics

Wer sich fragt, warum ich mir eigentlich den Olympia-Rummel entgehen lassen habe - ich konnte es mir schlicht weg nicht leisten.
Schon im November waren manche Hostels fuer die Zeit der Spiele ausgebucht und die Preise schossen in die Hoehe, teilweise wurde fuer das gleiche Zimmer das Dreifache verlangt als normal, wer kann es ihnen veruebeln.
Ich werde aber auf jeden Fall bei den Paralympics so gut es geht dabei sein. 
Fuer ein Semifinal der Hockeygames haben Stefan und ich uns schon Karten geholt, am 18. Maerz gehts ins Stadion!
Es ist aber leider erschreckend, wie wenig Beachtung den Paralympics geschenkt wird. Die Olympischen Ringe wurden schon wieder abgebaut, die Souvenierlaeden hauen den Olympiaramsch um 70% reduziert raus (die Preise sind aber immer noch sehr hoch!!!) und jeder redet nur von den Olympics, kaum einer registriert, dass ja noch die Paralympics stattfinden. Mal sehen, wie die Berichterstattung ueber die Paralympics ausfaellt. 
Wobei es doch viel beachtlicher ist, was die Menschen mit Behinderung leisten... ich bin sehr sehr sehr gespannt auf das Hockeyspiel!!!!


Diese Olympischen Ringe waren bei den Uebertragungen im Fernsehen zu sehen, darunter das Geruest fuer die Flamme, die wahrscheinlich zu Beginn der Paralympics wieder entzuendet wird. 

Vancouver

Vancouver 2010... dank den Olympischen Winterspielen ist diese Metropole zurzeit in aller Munde.
Und sie ist ... der Wahnsinn! Ich als Kleinstaedtlerin komme mir sehr sehr klein, schon fast eingeschuechtert vor zwischen den riesigen Skyscrapern Vancouvers. Ich war noch nie zuvor in einer Stadt mit so hohen, glaesernen Haeusern, die aber trotzdem sehr ruhig scheint. 
Der geringe Verkehr "Downtown" und der gelassene, ruhige, hoefliche Fahrstil der Vancouveraner ueberrascht mich immer wieder.
Hektik? Keine Spuer, hoechstens bei den seeehr wichtig aussehenden Geschaeftsleuten, die mit Handy oder Clip am Ohr und Aktentasche in ihre Bueros in einem der vielen Skyscraper stroemen oder mittags zum naechsten Starbucks.
Vancouver hat fuer mich eine komplett andere Atmosphaere als Victoria, und schon nach einem ersten Streifzug durch Downtown und an der Waterfront entlang habe ich mich in diese Stadt verliebt. Fehlt nur noch das noetige Kleingeld...
Am Donnerstag empfing mich Vancouver mit Sonnenschein.
Die Kulisse ist schon gigantisch, auf der einen Seite die Skyscraper, die die Sonne reflektieren, davor die bluehenden Kirschbaeume, auf der anderen Seite der Fraser River und die Auslaeufer der Rocky Mountains mit weissen Schneegipfeln.

Der Canada Place, ein Wahrzeichen Vancouvers
Gassy Jack, der "Gruender" der Gastown, dem aeltesten Stadtviertel Vancouvers. 
Die Airplanes, die Besichtigungsfluege anbieten. Kostenpunkt: 300 Dollar
 
Und natuerlich, natuerlich ein Bild mit der Steamclock, dem wohl meist fotografiertesten Objekt in der Stadt.
Elena aus Mainz lernte ich im Cambie-Hostel kennen und wir verbrachten einen viel zu kurzen Tag zusammen. Aber wenn die Plaene hinhauen wie sie sollen, dann werden wir uns sicher mal wieder sehen in Kanada.
Chinatown
Pause im Stanley Park
Lions Gate Bridge
Die Skyline Vancouvers von ausserhalb

Am Sonntag war es dann soweit: Stefan landete in Vancouver! Er hat in Deutschland seine letzten Semesterpruefungen hinter sich gebracht und startete seinen Backpacker-Trip nun am 7. Maerz, gegen 14 Uhr am Flughafen Vancouvers :)
Ich bin froh, nicht mehr allein zu sein. Gerade Vancouver hat so viel zu bieten, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen soll und alles allein zu erkunden waere nur der halbe Spass.
Wir werden also von nun an zu zweit weiterreisen, ob und wann sich unsere Wege trennen, steht nicht fest, genauso wenig wie unsere weitere Planung.
Momentan heisst es fuer mich, Arbeit finden, auch wenn mir meine Finanzen noch nicht soooo im Nacken sitzen. 
Elena hatte mich auf die Idee gebracht, AuPair zu werden. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob das klappen wuerde fuer die geringe Zeit von 3 Monaten, aber es sieht gar nicht schlecht aus. Dieses Wochenende habe ich schon ein erstes Treffen mit einer Mutter, auf deren 2-jaehrige Tochter ich 3 Tage die Woche und nach Bedarf aufpassen soll. 
Ansonsten werde ich bei Coffeshops und Fastfood-Restaurants mein Resume liegen lassen in der Hoffnung auf eine Rueckmeldung... 
Das halbe Jahr Erfahrung, das ich bei Joeys Pizza als "Kitchen help" gesammelt habe, bringt mir hier enorm viel. Etwas Bammel hab ich trotzdem vor der ganzen Geschichte. 
Aber ich habe auf diesen Trip schon so oft meine Bedenken und Aengste ueberwunden, und es hat sich jedesmal gelohnt, da duerfte ich diese Aufgabe auch meistern.

Sonntag, 7. März 2010

Ein kleines Fazit

Rueckblickend verliefen die letzten 5 Wochen einfach nur optimal fuer mich.
Es war sehr sehr schoen, alleine loszuziehen, man lernt sich von einer ganz anderen Seite kennen.
Oftmals ueberraschte ich mich selbst mit meiner Gelassenheit und Organisiertheit. Kleine und grosse Dinge habe ich gemeistert, gute und schlechte Tage gehabt, Leute kennengelernt und viel viel Schoenes gesehen.

Auch sprachlich habe ich mich auf jeden Fall weiterentwickelt, oft fiel es mir sogar schwer, von englisch wieder auf deutsch umzuswitchen, etwa beim Videoskypen oder wenn ich Deutsche getroffen habe.
Gut war auch, dass ich nicht nur an einem Ort war, sondern doch schon ein paar Kilometer zurueckgelegt und viele Hostels bzw. Sofas kennengelernt habe.
Allein zu reisen heisst, Entscheidungen allein zu treffen und nur fuer sich die Verantwortung zu tragen. Das zeigt einem seine eigene Persoenlichkeit viel staerker als es ein Leben im Alltag tut, wo man doch sehr schnell von anderen Einfluessen, Zwaengen oder der Gewohnheit gelenkt wird.
Noch dazu legt man beim Reisen eben diese Gewohnheiten ab und aendert gewisse Denkweisen und somit auch sich selbst ein bisschen.
Und genau das fasziniert mich so am Backpacking! Mal sehen wo diese Reise mit meinem Rucksack und mir noch hinfuehrt!

ALLERDINGS ist es nicht immer einfach, allein zu sein.
Ich wurde zwar zum Glueck in das Zeitalter des ueberall gegenwaertigen Wireless LAN geboren, aber die Zeitverschiebung konnte noch niemand aufheben. So ist das Chatten oder Skypen mit den Lieben zuhause nur zu bestimmten Zeiten moeglich. Auf Dauer wird es aber langweilig, Stadt fuer Stadt allein zu besichtigen.

So war ich nach 5 Wochen richtig froh, Elena in Vancouver getroffen zu haben und einen Tag spaeter Stefan vom Flughafen abholen zu koennen....

Courtenay - Powell River - Vancouver

Wenn man es eilig hat, kann man von Port Hardy mit dem Greyhoundbus in 9,5 Stunden nach Victoria fahren.
Wie gesagt, wenn man es eilig hat. Das schoene am Reisen mit dem Rucksack ist aber, dass man es (in der Regel) nicht eilig hat.
So konnte ich mir den Weg von Port Hardy in den Sueden einteilen wie ich wollte. 
Ich entschied mich, einen Stopp in Courtenay einzulegen, was etwa auf halbem Weg nach Victoria liegt.
Courtenay ist wieder eines der Staedtchen, das einfach nichts zu bieten hat, ausser...

...ja ausser diesem genialen Fitnesstudio im Freien.
Erinnert mich sehr daran, dass ich nun schon seit ca. 5 Wochen kein Karate- oder Fussballtraining mehr gehabt habe :( 


Am naechsten Tag gings dann mit der Faehre von Comox, einem Nachbaroertchen von Courtenay nach Powell River, wo ich nochmal einen Stopp einlegte. Auch Powell River ist nett. Aber nicht mehr in meinen Augen.

In Powell River

Der Malaspina Coach brachte mich von Powell River nach VANCOUVER!



Mein "Ausflug" in den Norden ist somit beendet und hat mir wieder mal gezeigt, dass man sich von der Angst von nichts abbringen lassen sollte! Einfach machen, dann sieht man schon :)

Dienstag, 2. März 2010

Back in Port Hardy again...

Jetzt bin ich also wieder da, wo ich vor ca. 2 Wochen schonmal war: Port Hardy. Und nein, es hat sich nix veraendert :) Ausser das Wetter, das ist relativ schlecht geworden.

Ich muss eine kleine Zwangspause einlegen und bleibe einen Tag laenger als geplant, also bis Dienstag morgen hier.

Wo dieser Schnee herkommen soll ist mir ein Raetsel, vielleicht wurde er auch fuer ein Event wegen der Olympischen Spiele antransportiert (hab ich in Victoria schonmal gesehen... hat aber nicht lang gehalten :) )

Von vorn nach hinten: British Columbia, Kanada, Port Hardy

Montag, 1. März 2010

Haida Gwaii

4 Wochen bin ich nun unterwegs...1 Monat!
Schon unglaublich, wie schnell und doch langsam er verging, mir kommt es viel laenger vor als 4 Wochen und doch verging die Zeit wie im Flug.

Die 5 Tage auf Haida Gwaii (Queen Charlotte Islands) waren ... unbeschreiblich. Nicht nur die Landschaft ist atemberaubend, auch die Mentalitaet der Menschen ist voellig anders als auf dem Festland. Im Hostel in Prince Rupert lernte ich Elisabeth kennen, eine Studentin, die derzeit auf Haida Gwaii wohnt. Noch bevor wir uns richtig kannten, lud sie mich zu sich ein. So konnte ich unverhofft Couchsurfen und musste nicht in eines der teuren Bed&Breakfast Hotels. Doch was viel mehr zaehlte als das gesparte Geld waren die folgenden Tage, die ich mit Elisabeth und ihren Freunden verbrachte.

Wir fuhren zufaellig beide am Sonntag mit der Faehre nach Skidegate, so musste ich mich nicht um Mitfahrgelegenheit oder ein Taxi bemuehen, sondern konnte ganz bequem bei Elisabeth und ihren Freunden mitfahren.

Prince Ruperts Hafen bei Nacht

Ein wunderbarer Sonnenaufgang macht das fruehe Aufstehen wieder wett

Und da links auf die Insel gehts jetzt hin. Westlicher gehts nicht.

Wiederum hatten wir Glueck mit dem Wetter und brachen sofort zu einem kleinen "Adventure", einer Radtour auf. Es war sehr angenehm, es gab keine Diskussionen wo man hinfahren wollte, keine Ueberlegungen, was man am besten anziehen sollte und kein Gedanke wurde daran verschwendet, ob das Handy mitgenommen werden sollte oder nicht. Fahrrad schnappen und los. Schoene Plaetze gibt es auf Haida Gwaii genug, man kann waehlen zwischen Regenwald oder der Kueste mit Strand und Schwingseil.

Gracies Place war fuer 5 Tage auch mein Place :)

Die Aussicht vom Balkon...koennte nicht besser sein!

Meine Couch in der ersten Nacht

Ein beliebter Platz fuer Baeren und Lachse im Sommer. Fuer viele Lachse die Endstation.

Ansley, Sam und Elisabeth

Wohlgemerkt, es ist Februar, nahe Alaska :)

Haida Gwaii Museum

"Balance Rock"
Na, da relaxt man doch gern...


Der Hoehepunkt war der Campingausflug an die Westkueste Haida Gwaiis. Ein Zelt, ein paar Schlafsaecke, ein Kajak, Angelzeug, jede Menge Essen und 6 Leute eingepackt und los gings. Trotz Regen brachen wir auf und das zeigte mir wieder mal, dass Kanadier das schlechte Wetter besser wegstecken als wir Europaer es tun wuerden (und ich tat). Auf dem Weg zum angestrebten "Campingplatz" machten wir kurz Halt. Max wollte uns ein Abendessen fischen. Etwas skeptisch folgte ich ihm und den andren in den Wald. Ich glaubte eher an Nudeln oder Dosensuppe als Abendessen, wenn wir ueberhaupt ein Feuer entfachen wuerden.

Ca. 20 Min. spaeter kam Max mit einem grossen Lachs und einem kleineren Fisch zurueck und nahm ihn noch am Fluss aus. Ich war ziemlich beeindruckt, mit welcher Souveranitaet Max den Fisch fing, toetete und ausnahm. Dabei ist er auch erst 20, 21 Jahre alt.
Am "Bonanza Beach" schlugen wir unser Zelt auf. Abends brieten wir den marinierten Lachs, Kartoffeln und "VeggieBags" (eingewickeltes Gemuese) am Lagerfeuer. Der Geruch von Zedernholz, das Rauschen des Meeres und ja, leider auch der Regenschauer, Gitarren- und Trommeleinlagen... ja, das war so einer der schoensten, kanadischen Abende bisher.

Leider regnete es die Nacht durch, was eine zweite Nacht im Zelt unmoeglich machte. Also packten wir unsere Sachen. Auf dem Heimweg stoppten wir nochmal zum "Lunch" und entfachten bei stroemendem Regen ein Feuer. So gab es doch noch Champignonsuppe aus der Dose, nochmal Kartoffeln und VeggieBags, HotDogs und Kaffe. Mir imponiert die Einstellung der Kandier, der Umgang miteinander, mit dem Essen und der Natur. Es gab kein Murren wegen dem Regen oder der Kaelte, es wurde ALLES geteilt und fast nichts weggeworfen, nirgends wurde Muell hinterlassen und die Natur hatte oberste Prioritaet. Max' Fischfangerfolg und die Gitarren- und Trommeleinlagen wurden ehrlich honoriert und Teamarbeit war selbstverstaendlich.


Unser Grillplatz mit den von Max angefertigten "Stuehlen"

Ueberhaupt  sind die "Inselmenschen" ehrlich freundlich, man nickt sich nicht nur zu auf der Strasse, sondern winkt und sagt laut Hallo, anders als in Deutschland, wo man gehetzt durch die Fussgaengerzone rennt und oft nicht mal hoert, wenn man laut beim Namen gerufen wird.
Die Standardfrage "How are you today" wird hier auf der Insel auch wirklich so gemeint. An der Supermarktkasse kann das dann schon mal in einen etwas laengeren Chat ausarten, aber niemand stoert sich daran.
In Staedten wie Victoria ist die Frage "How are you" ein Witz, es interessiert eigentlich niemanden, aber sie gehoert dazu wie der Tim Hortons oder Starbucks-Kaffebecher.

Wer meinen Blog gelesen hat, hat auch gelesen, dass Hitchhiken (per Anhalter fahren) im Norden keine gute Idee ist. Auf Queen Charlotte Island allerdings hat man (fast) nichts zu befuerchten. Und ich hatte ja mein Pfefferspray in der Tasche. So hitchhikte ich zum ersten Mal ueberhaupt, denn Busse gibt es auf der Insel ueberhaupt nicht und Taxis sind rar und sehr teuer. Aber irgendwie musste ich Donnerstag abend meine Faehre erreichen.
Es war schon ein extrem befremdliches Gefuehl, entlang der Strasse zu laufen, noch dazu nachts und ab und zu den Daumen raushalten wenn ein Auto kommt. Gerade als der Rucksack anfing, wie durch Magie enorm an Gewicht zuzunehmen und es zu Regnen begann, hielt ein Pick-Up und pickte mich up. Und nicht nur das, ich bekam das groesste Lob ueberhaupt, in dem ich vom Fahrer gefragt wurde, ob ich einen Australischen Akzent haette. Yeah man, sure :)

Fuer die Nacht wurde ein Sturm vorausgesagt, was die Fahrt der Faehre in frage stellte. Aber sie legte puenktlich ab und es blieb alles ruhig. Leider. Etwas Action auf der 6,5-stuendigen Fahrt waere lustig gewesen. Nach einem 4,5-stuendigen Stopp in Prince Rupert legte die Faehre schon wieder ab Richtung Port Hardy... das hiess also nochmal 20 Stunden an Board und noch eine Nacht auf dem Fussboden zwischen den Baenken... aber es kam anders.
Ich hatte eines meiner Buecher fertiggelesen und schenkte es einem Maedchen, in der Hoffnung, es wuerde ihr gefallen und so wurden wir Freunde fuer die Schifffahrt. Veronica war allein unterwegs nach Hause. Da sie permanent von einem besoffenen Fahrgast angequatscht wurde, blieb ich bei  ihr und sie teilte ihre Bordkabine mit mir. So musste ich doch nicht am Boden schlafen...

Das ist uebrigends die Northern Adventure Ferry, die mich nun insgesamt 54 Stunden rumgeschippert hat. 
Ihre Vorgaengerin, die Queen of the North sank vor 2 Jahren. 

Am naechsten Morgen, ich war noch nicht ganz wach, traf mich dann der Schlag. Wer stand ploetzlich vor mir? Rob!
Es war zu spaet, um mich irgendwo zu verstecken, also gruesste ich ihn und wechselte ein paar Worte. Zum Glueck war die Faehre schon im Hafen eingelaufen und die Footpassengers konnten jeden Moment die Faehre verlassen... meine Rettung. Ich  hatte so absolut  keine Lust auf eine weitere Story von Tempeln, magischen Menschen oder der Abrodung des Waldes.
Meine Befuerchtung, dass er auch wieder ins North Coast Trail Hostel gehen wuerde, bewahrheitete sich nicht. Sonst haette ich wohl doch noch mein DogSpray ausprobieren muessen. So rein aus Versehen.
Naja, fuers erste bin ich ihn ja wieder los. Was mir allerdings Sorgen macht, ist, dass er vor hat, nach Vancouver zu gehen... und da will ich die naechsten Tage auch hin... Vancouver ist gross, aber der Zufall manchmal groesser....