Donnerstag, 30. September 2010

Back Home...

Nein, mit "Home" meine ich in diesem Falle (noch) nicht Deutschland, sondern mein seit etwa acht Monaten zweites Zuhause Kanada.
So toll New York auch ist, es ein hoffnungslos ueberfuellter und gestresster Platz und wer dort nicht aufgewachsen ist, haelt es wahrscheinlich auch nicht lang aus. Da Christopher und ich nunmal im beschaulichen Allgaeu geboren wurden, waren wir froh, als wir uns ein letztes Mal fuer fast 24 Stunden in den Greyhound setzen und zurueck nach Kanada fahren konnten. Mit Kanada wird alles besser, es wird kuehler, die Leute freundlicher, wir finden einen Job und ein kleines Zimmerchen irgendwo, erholen uns mal ein bisschen vom Reisen...
Die Wahrheit sieht...fast genauso aus.
Halifax, Nova Scotia, empfing uns gleich mal mit dem satten Hurrican "Earl", der das Stromnetz fuer ein paar Stunden lahmlegte und Baeume entwurzelte und auf Autos krachen liess.
Gleich nach unserer Ankunft hatten wir zwei grosse Projekte namens Job- und Wohnungssuche vor uns.
Halifax ist eine schoene Studentenstadt, direkt am Atlantik, mit 400.000 Einwohnern und gerade Downtown herrscht eine belebte Geschaefts- und Restaurantwelt. Hier einen Job zu finden duerfte nicht so schwer sein.
Wir erstellten also unseren Lebenslauf, druckten Jobangebote ueber Jobangebote in einer "Jobagentur" aus, Christopher verschickte E-Mails, ich machte Walk-Ins (persoenliche Verteilung der Lebenslaeufe in Geschaeften und Restaurants).
Mein Walk-In-Ausflug dauerte genau 20 Minuten, dann hatte ich einen Job im Libanesischen Restaurant "Venus".
Dort arbeite ich nun seit etwa 3 Wochen, wickle Shawarma- oder Falaffel-Wraps, mache Doener (Donairs), verkaufe Tabouli, Hummus, Pizza, Poutine (French Fries, auf dt. Pommes, ueberbacken mit Kaese und Gravy) und viele andere libanesische oder kanadische Gerichte.
Es brauchte seine Zeit, bis ich mich wieder an das taegliche fruehe Aufstehen gewoehnt hatte und die 8 Stunden im Laden stehen. Bei meinem Nannyjob in Chilliwack musste ich ein Stockwerk nach oben gehen und war "auf Arbeit", heute muss ich 45 Min. mit dem Bus pendeln, einfach. Der Standard des Ladens ist nicht ganz wie im Joeys Pizza, wo ich in Kempten gearbeitet hatte. In der ersten halben Stunde an meinem ersten Tag lernte ich zwei Dinge: Die Kasse bedienen und - dass mindestens eine Maus in der Kueche haust.
Inzwischen hat sich zu der Maus eine etwa 15 cm lange kranke Rate gesellt, die Kollege Glenn sogleich mit der Schaufel erschlagen hat. Das und gewisse andere Dinge, wie genervte Kollegen, machen das Arbeiten nicht uuuunbedingt zum Vergnuegen, ich werde mich wohl also in absehbarer Zeit nach etwas andrem umschauen und bin guter Dinge, dass ich bald etwas anderes finde.

Nur einen Tag nach meinem schnellen Erfolg in der Jobsuche fanden Christopher und ich eine Wohnung, besser gesagt ein Basementappartment in einer Art Reihenhaushaelfte.
Die schoene Wohnung ist etwas ausserhalb von Downtown, aber trotzdem gut zu erreichen per Bus, und die Miete belaeuft sich auf gerade mal 300 Dollar pro Nase, also eine Woche arbeiten. Wir haben noch 2 Mitbewohner, Justin und Daniella, die aber wie wir kaum zuhause sind.

Ein paar Tage nach unserem Einzug bekam Christopher eine Zusage in einem Best Western Hotel als "Bell Hop", Concierge oder einfach "Springer fuer alles" :), was ihm sehr gut gefaellt.
Somit haben wir ein Dach ueber dem Kopf und ein gesichertes Einkoemmchen, nicht viel, aber zum Ueberleben reichts.

Die naechsten Wochen und Monate werden wir nun zusammen Nova Scotia etwas kennenlernen, einen hoffentlich schoenen Indian Summer erleben und auch die dunklen, grauen kalten Tage des Herbstes und Winters ueberstehen. Ein weiteres Ziel von mir ist, meinen geliebten Kampfsport hier aufzunehmen, ich habe mir dazu auch schon den "Atlantik Karate Club" angeschaut. Sobald ich ein paar Sportsachen habe, werde ich dort mittrainieren, auch wenn hier kein Shotokan, sondern Chito Ryu unterrichtet wird, eine etwas andere Stilrichtung also. Wird aber wohl nicht ein so grosser Unterschied sein.

Bilder von unserer Wohnung gibts das naechste Mal, zusammen mit Berichten ueber die ersten Ausfluege und Unternehmungen!