Montag, 1. März 2010

Haida Gwaii

4 Wochen bin ich nun unterwegs...1 Monat!
Schon unglaublich, wie schnell und doch langsam er verging, mir kommt es viel laenger vor als 4 Wochen und doch verging die Zeit wie im Flug.

Die 5 Tage auf Haida Gwaii (Queen Charlotte Islands) waren ... unbeschreiblich. Nicht nur die Landschaft ist atemberaubend, auch die Mentalitaet der Menschen ist voellig anders als auf dem Festland. Im Hostel in Prince Rupert lernte ich Elisabeth kennen, eine Studentin, die derzeit auf Haida Gwaii wohnt. Noch bevor wir uns richtig kannten, lud sie mich zu sich ein. So konnte ich unverhofft Couchsurfen und musste nicht in eines der teuren Bed&Breakfast Hotels. Doch was viel mehr zaehlte als das gesparte Geld waren die folgenden Tage, die ich mit Elisabeth und ihren Freunden verbrachte.

Wir fuhren zufaellig beide am Sonntag mit der Faehre nach Skidegate, so musste ich mich nicht um Mitfahrgelegenheit oder ein Taxi bemuehen, sondern konnte ganz bequem bei Elisabeth und ihren Freunden mitfahren.

Prince Ruperts Hafen bei Nacht

Ein wunderbarer Sonnenaufgang macht das fruehe Aufstehen wieder wett

Und da links auf die Insel gehts jetzt hin. Westlicher gehts nicht.

Wiederum hatten wir Glueck mit dem Wetter und brachen sofort zu einem kleinen "Adventure", einer Radtour auf. Es war sehr angenehm, es gab keine Diskussionen wo man hinfahren wollte, keine Ueberlegungen, was man am besten anziehen sollte und kein Gedanke wurde daran verschwendet, ob das Handy mitgenommen werden sollte oder nicht. Fahrrad schnappen und los. Schoene Plaetze gibt es auf Haida Gwaii genug, man kann waehlen zwischen Regenwald oder der Kueste mit Strand und Schwingseil.

Gracies Place war fuer 5 Tage auch mein Place :)

Die Aussicht vom Balkon...koennte nicht besser sein!

Meine Couch in der ersten Nacht

Ein beliebter Platz fuer Baeren und Lachse im Sommer. Fuer viele Lachse die Endstation.

Ansley, Sam und Elisabeth

Wohlgemerkt, es ist Februar, nahe Alaska :)

Haida Gwaii Museum

"Balance Rock"
Na, da relaxt man doch gern...


Der Hoehepunkt war der Campingausflug an die Westkueste Haida Gwaiis. Ein Zelt, ein paar Schlafsaecke, ein Kajak, Angelzeug, jede Menge Essen und 6 Leute eingepackt und los gings. Trotz Regen brachen wir auf und das zeigte mir wieder mal, dass Kanadier das schlechte Wetter besser wegstecken als wir Europaer es tun wuerden (und ich tat). Auf dem Weg zum angestrebten "Campingplatz" machten wir kurz Halt. Max wollte uns ein Abendessen fischen. Etwas skeptisch folgte ich ihm und den andren in den Wald. Ich glaubte eher an Nudeln oder Dosensuppe als Abendessen, wenn wir ueberhaupt ein Feuer entfachen wuerden.

Ca. 20 Min. spaeter kam Max mit einem grossen Lachs und einem kleineren Fisch zurueck und nahm ihn noch am Fluss aus. Ich war ziemlich beeindruckt, mit welcher Souveranitaet Max den Fisch fing, toetete und ausnahm. Dabei ist er auch erst 20, 21 Jahre alt.
Am "Bonanza Beach" schlugen wir unser Zelt auf. Abends brieten wir den marinierten Lachs, Kartoffeln und "VeggieBags" (eingewickeltes Gemuese) am Lagerfeuer. Der Geruch von Zedernholz, das Rauschen des Meeres und ja, leider auch der Regenschauer, Gitarren- und Trommeleinlagen... ja, das war so einer der schoensten, kanadischen Abende bisher.

Leider regnete es die Nacht durch, was eine zweite Nacht im Zelt unmoeglich machte. Also packten wir unsere Sachen. Auf dem Heimweg stoppten wir nochmal zum "Lunch" und entfachten bei stroemendem Regen ein Feuer. So gab es doch noch Champignonsuppe aus der Dose, nochmal Kartoffeln und VeggieBags, HotDogs und Kaffe. Mir imponiert die Einstellung der Kandier, der Umgang miteinander, mit dem Essen und der Natur. Es gab kein Murren wegen dem Regen oder der Kaelte, es wurde ALLES geteilt und fast nichts weggeworfen, nirgends wurde Muell hinterlassen und die Natur hatte oberste Prioritaet. Max' Fischfangerfolg und die Gitarren- und Trommeleinlagen wurden ehrlich honoriert und Teamarbeit war selbstverstaendlich.


Unser Grillplatz mit den von Max angefertigten "Stuehlen"

Ueberhaupt  sind die "Inselmenschen" ehrlich freundlich, man nickt sich nicht nur zu auf der Strasse, sondern winkt und sagt laut Hallo, anders als in Deutschland, wo man gehetzt durch die Fussgaengerzone rennt und oft nicht mal hoert, wenn man laut beim Namen gerufen wird.
Die Standardfrage "How are you today" wird hier auf der Insel auch wirklich so gemeint. An der Supermarktkasse kann das dann schon mal in einen etwas laengeren Chat ausarten, aber niemand stoert sich daran.
In Staedten wie Victoria ist die Frage "How are you" ein Witz, es interessiert eigentlich niemanden, aber sie gehoert dazu wie der Tim Hortons oder Starbucks-Kaffebecher.

Wer meinen Blog gelesen hat, hat auch gelesen, dass Hitchhiken (per Anhalter fahren) im Norden keine gute Idee ist. Auf Queen Charlotte Island allerdings hat man (fast) nichts zu befuerchten. Und ich hatte ja mein Pfefferspray in der Tasche. So hitchhikte ich zum ersten Mal ueberhaupt, denn Busse gibt es auf der Insel ueberhaupt nicht und Taxis sind rar und sehr teuer. Aber irgendwie musste ich Donnerstag abend meine Faehre erreichen.
Es war schon ein extrem befremdliches Gefuehl, entlang der Strasse zu laufen, noch dazu nachts und ab und zu den Daumen raushalten wenn ein Auto kommt. Gerade als der Rucksack anfing, wie durch Magie enorm an Gewicht zuzunehmen und es zu Regnen begann, hielt ein Pick-Up und pickte mich up. Und nicht nur das, ich bekam das groesste Lob ueberhaupt, in dem ich vom Fahrer gefragt wurde, ob ich einen Australischen Akzent haette. Yeah man, sure :)

Fuer die Nacht wurde ein Sturm vorausgesagt, was die Fahrt der Faehre in frage stellte. Aber sie legte puenktlich ab und es blieb alles ruhig. Leider. Etwas Action auf der 6,5-stuendigen Fahrt waere lustig gewesen. Nach einem 4,5-stuendigen Stopp in Prince Rupert legte die Faehre schon wieder ab Richtung Port Hardy... das hiess also nochmal 20 Stunden an Board und noch eine Nacht auf dem Fussboden zwischen den Baenken... aber es kam anders.
Ich hatte eines meiner Buecher fertiggelesen und schenkte es einem Maedchen, in der Hoffnung, es wuerde ihr gefallen und so wurden wir Freunde fuer die Schifffahrt. Veronica war allein unterwegs nach Hause. Da sie permanent von einem besoffenen Fahrgast angequatscht wurde, blieb ich bei  ihr und sie teilte ihre Bordkabine mit mir. So musste ich doch nicht am Boden schlafen...

Das ist uebrigends die Northern Adventure Ferry, die mich nun insgesamt 54 Stunden rumgeschippert hat. 
Ihre Vorgaengerin, die Queen of the North sank vor 2 Jahren. 

Am naechsten Morgen, ich war noch nicht ganz wach, traf mich dann der Schlag. Wer stand ploetzlich vor mir? Rob!
Es war zu spaet, um mich irgendwo zu verstecken, also gruesste ich ihn und wechselte ein paar Worte. Zum Glueck war die Faehre schon im Hafen eingelaufen und die Footpassengers konnten jeden Moment die Faehre verlassen... meine Rettung. Ich  hatte so absolut  keine Lust auf eine weitere Story von Tempeln, magischen Menschen oder der Abrodung des Waldes.
Meine Befuerchtung, dass er auch wieder ins North Coast Trail Hostel gehen wuerde, bewahrheitete sich nicht. Sonst haette ich wohl doch noch mein DogSpray ausprobieren muessen. So rein aus Versehen.
Naja, fuers erste bin ich ihn ja wieder los. Was mir allerdings Sorgen macht, ist, dass er vor hat, nach Vancouver zu gehen... und da will ich die naechsten Tage auch hin... Vancouver ist gross, aber der Zufall manchmal groesser....