Freitag, 30. Juli 2010

Halbzeit! Die ersten 6 Monate...

Als ich am 30. Januar 2010 in den Flieger nach Vancouver stieg, hatte ich einen Rucksack, etwas Geld, keine Ahnung worauf ich mich einliess - aber ganz viel Abenteuerlust.
Genau 6 Monate spaeter hat sich nicht viel geandert - ich habe etwas weniger Geld, aber noch genau den gleichen Drang zu reisen und moeglichst viel zu sehen und zu erleben.

Mein Horizont von "moeglich" und "nicht moeglich" hat sich in den letzten Monaten drastisch verschoben. Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass ich nicht so schnell aufgeben darf, auch wenn es auf den ersten Blick undenkbar oder schwer zu erreichen scheint. Wie oft stand ich Dingen skeptisch gegenueber, habe mich doch damit auseinandergesetzt und es probiert und siehe da - es klappt! Und es war jedes mal ein voller Erfolg - viel hatte ich ja nie zu verlieren.

Die fast 1200 km nach Norden auf die Queen Charlotts gleich zu Beginn meiner Reise alleine in Angriff zu nehmen, war eine gute Entscheidung. Es gab mir Zeit fuer mich, weg von allem Bekannten, rein in eine unglaubliche Natur.
Im Maerz kam Stefan nach Kanada und wir verbrachten zwei wunderbare Wochen in Vancouver, bis es fuer mich nach Maple Ridge zum "Arbeiten" ging. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie gut ich mit Kindern zurecht komme, aber die Zeit mit Cassidy war auf jeden Fall eine Bereicherung.
Die 2,5 Monate in Maple Ridge gaben mir ausserdem Zeit, enge Freundschaften zu schliessen, Vancouver und Umgebung besser kennenzulernen und ein gutes Feeling fuer Kanada und ihre Bewohner zu bekommen. Wochenend-Ausfluege nach Seattle, Tofino oder Vernon waren teilweise zwar chaotisch, aber auf jeden Fall lustig.
Was erst unmoeglich schien, machte meine Beharrlichkeit moeglich. Auf den Kanutrip Ende Mai konnte ich nur mit, weil ich etwas tat, was ich nicht gern tat - Valerie solange auf die Nerven zu gehen, bis sie wenigstens versuchte, ihre Verwandtschaft zu mobilisieren, damit ich 2,5 Wochen in den Yukon konnte. Und siehe da, mithilfe der Tante, die gern fuer mich einsprang und auf Cassidy aufpasste, und einer Woche Urlaub (um die Valerie dann sehr froh war), hatte ich frei! Der Kanutrip mit anschliessendem Ausflug nach Alaska war unvergleichlich und unvergesslich. 10 Tage auf dem Yukon, abends Lagerfeuer, staendiges Auf-der-Hut-sein vor den Baeren, 8 Leute in 4 Kanus, das zaehlt definitiv zu den groessten Momenten meines Trips bisher.
Die Tour durch die USA mit Christopher, Susi und Uli war eine willkommene Abwechslung zu Kanada, spektakulaere Nationalparks, trocken, heiss und Fast Food bis zum Abwinken.
Gleich im Anschluss tourten Christopher, sein Onkel, sein Cousin und ich durch die Rocky Mountains, ebenfalls sehr sehenswert, wenn auch fuer mich nicht so umwerfend wie der Bryce, Zion oder Yellowstone-Nationalpark in den Staaten.

Man glaube es oder nicht, aber nach wochenlangem Rucksack ein- und auspacken und einem ziemlich hohen Pensum an Besichtigungen und Tagestouren, sehnt man sich doch nach etwas Ruhe und einem temporaeren Zuhause mit Kueche, Kuehl- und Kleiderschrank...
Christopher und ich entschieden uns fuer eine etwa dreiwoechige Reisepause, die wir nun zusammen auf Vancouver Island verbringen.
Wo genau wir sind und was wir dort machen, darueber schreibe ich allerdings im naechsten Eintrag, das liest mir hier sonst keiner :)

Ich habe jedenfalls fast jeden der 182 Tage im Ausland genossen und werde es auch weiterhin noch tun... nochmal maximal 6 Monate liegen vor mir, 6 Monate, die mich zusammen mit Christopher hoffentlich noch nach New York, in den Osten Kanadas und wieder zurueck in den Westen in die bis dahin verschneiten Rocky Mountains bringen werden...aber wer weiss, eine weitere Lektion dieses Trips lautete: Der Zufall wirds schon machen, er hat am Ende eh immer recht!

Abschliessend moechte ich allen DANKE sagen, die diesen Blog regelmaessig oder teilweise verfolgen, euer Feedback bedeutet mir hier so weit weg sehr viel! Es motiviert zu schreiben, wenn ich hoere, dass er von dem/r ein oder andren gelesen wird! DANKESCHOEN!

Genug der Worte - auf in das zweite halbe Jahr!

PS: Ich such immer noch nach einer passenden Software zum Darstellen meiner Route...bisher erfolglos. Falls jemand von euch etwas weiss, bitte mir sofort mitteilen, ich verzweifel daran fast. Danke :)

Donnerstag, 22. Juli 2010

Kanada pur - Tour durch die Rocky Mountains

Inzwischen habe ich schon wieder eine einwoechige Tour in neuer Besetzung hinter mir.
Christophers Onkel Roland, Cousin Kilian, Christopher und ich peilten das Herz Kanadas an - die Rocky Mountains.
Erster erwaehnenswerter Stopp war in Calgary, wo wir das jaehrlich stattfindende Rodeofestival besuchten, die Calgary Stampede. Sie ist mit ca. 1,5 Millionen Besuchern die größte Freiluft-Ausstellung der Welt. 
Leider erwischten wir ein rabenschwarzes Jahr und einen noch schwaerzeren Tag. 
6 Pferde starben waehrend des 10-taegigen Festivals, eine Reiterin wurde schwer verletzt, sogar ein 5-armiges Fahrgeschaeft brach auseinander und verletzte 10 Menschen. Wir erwischten einen gnadenlosen Regentag und verpassten so das Wagenrennen. Meiner Meinung nach war es allerdings gut, das Rennen abzusagen, es waere wohl eine toedliche Schlitterpartie fuer Pferde und Wagen geworden.
So sah ich ungefaehr das gleiche wie damals in Cloverdale, zum Beispiel Bullenreiten ("Bull Riding"), Pferderodeo ("Saddle Bronc Riding", Reiten mit Sattel), Kaelberfangen ("Break away Calf Roping", ausgefuehrt von Kindern), Tonnenrennen ("Barrel Race").
Von Calgary gings dann endgueltig in die National Parks der Rocky Mountains. Auf dem Icefields Parkway (One of the World's Ten Greatest Drives) staunten wir uns von Banff nach Jasper (Alberta).
Hauptattraktionen waren natuerlich der Moraine Lake, Lake Louise, Weeping Wall, Athabasca Glacier, der Maligne Lake (mit Spirit Island, die wir leider nicht gesehen haben), mehrere Wasserfaelle und Canyons.

Moraine Lake
Roland, Kilian, Christopher und ich am Moraine Lake
Touristen soweit das Auge reicht...und wir mittendrin. Natuerlich sind wir keine Touristen, sondern Besucher des Landes :-)
Weiter gings zum Lake Louise
Der Athabasca Glacier
Mt. Robson, der hoechste Berg der Rocky Mountains mit knapp 4.000 Metern.
Auf dem Rueckweg schauten wir noch in Whistler vorbei, diesmal war es sogar recht angenehm, da wir unsere Zimmer in einer ansehnlichen Lodge geBUCHT hatten (man moege sich an das Dilemma erinnern, als ich das letzte Mal nach Whistler wollte und nichts gebucht hatte...).
In Squamish wanderten die andren 3 den Stawamus Chief hinauf, da ich ihn aber nicht ein zweites Mal besteigen wollte, flaetzte ich mich unten an den Wasserfall und liess mir die Sonne auf den Bauch brennen...
Und wieder einmal endete eine Tour in Vancouver, dienstag flogen Roland und Kilian von dort nach Hause.
Und wo es mich jetzt hinverschlaegt... wartet den naechsten Blog ab, es wird "dreckig" :)!

Samstag, 17. Juli 2010

Yellowstone Nationalpark

Der dritte Nationalpark auf unserer Reise war der beruehmte Yellowstone Nationalpark an der Grenze Utahs, Wyomings und Montanas.
Ihn zeichnet eine grossartige Vielfaeltigkeit aus. Geysire, tiefblaue heisse Quellen, Schlammbecken (sehr bekannt bei Ice Age I-Liebhabern), eine grossartige Szenerie und unzaehlige Tiere machten den Yellowstone-Park zu einem tollen Naturerlebnis fuer uns, auch wenn es touristisch sehr ueberlaufen war. Drei Tage waren da eindeutig zu wenig.
Christophers Van diente nicht nur zur Fortbewegung...
Nachts wurden die Sitze hinten ausgebaut und schon waren 2 Schlafplaetze geschaffen. Und gleichzeitig zwei bequeme Sitzgelegenheiten fuer das ein oder andre "Becks" :)
Das Halbfinale Deutschland-Spanien goennten wir uns dann mittags in Gardiner, einem netten "Kaff" ausserhalb des Parks. So haben Susi, Christopher und ich es fertig gebracht, die WM 2010 in 2 Laendern und 4 Staaten bzw. Provincen anzuschauen, in Skagway (Alaska), Salt Lake City (Utah) und Gardiner (Montana) in den USA und British Columbia in Kanada. Leider ist Fussball in Kanada/USA nicht wirklich beliebt, so waren wir oft die einzigen, die morgens/mittags in einem Pub sassen und mitfieberten und Stimmung kam kaum eine auf.
Wer mich kennt, weiss, wie sehr ich Autofahren hasse - der amerikanische 2- bis 4-spurige Highway, automatische Gangschaltung, Tempomat, Navi und chillige Musik hatten dann aber doch ihren Reiz und ich loeste Christopher als Fahrer ab und fuhr die letzten 145 Meilen (233 km) nach Seattle Downtown.
Den Nachmittag des letzten Tages verbrachten wir im Klondike Gold Rush Museum in Seattle. Haetten wir mal nur vor dem Kanutrip auf dem Yukon gewusst, wie man Gold waescht...
Kleiner Stroll durch Seattle...
Nach einem letzten gemeinsamen Ausflug von Vancouver aus nach Bowen Island auf den Mt. Gardener hiess es Abschied nehmen von Susi und Uli, die nach einem langen, erlebnisreichen Urlaub nach Hause fliegen muessen...
Nun bin ich also wieder zurueck in Vancouver, meiner zweiten Heimatstadt schon fast. Lange werde ich dort aber nicht bleiben, mit neuer Mannschaftsbesetzung geht es hohen Zielen entgegen...den Rocky Mountains! 
Aber dazu mehr im naechsten Eintrag :)

Montag, 12. Juli 2010

Salt Lake City

Salt Lake City war der naechste Stopp, Hauptstadt Utahs und der mormonischen Religionsangehoerigen.
Die Stadt Salt Lake City, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2002, begeisterte uns nicht,
interessant waren allerdings die Tempel und verschiedenen Gebaeude der Mormonen. Am Capitol genossen wir abends den Ausblick ueber die Stadt und die Feuerwerke, die zu Ehren des Independence Days am darauffolgenden Tag gezuendet wurden.
Am Independence Day selbst (4. Juli)  verliessen wir Salt Lake City, allerdings nicht ohne noch im Salt Lake gebadet zu haben. Mit einem Salzgehalt von ca. 25% ist das Wasser sehr tragfaehig, vergleichbar mit dem Toten Meer.
Noch ein kurzer Stopp im Wallmart, bei dem Susi und ich uns mit patriotischen Dingen wie Taschen und Shirts eindeckten, dann gings wieder auf den meist schnurgeraden Highway Richtung Norden, Ziel: Yellowstone Park.

Szenenwechsel USA

Letzten Monat kalte 15 Grad in Alaska, diesen Monat bruetende 40 Grad in den USA...deutlicher geht ein Szenenwechsel wohl kaum!
Mit dem Greyhoundbus gings letzten Dienstag die 2137.21 km in ca. 40 Stunden runter nach Cedar City, Utah, USA. 
Somit waere ich nun bei ungefaehr 127 Stunden Greyhound-Busfahrt in einem Monat...langsam reichts.
Der Vorteil am Greyhound gegenueber dem Fliegen ist aber, dass man den Landschaftswechsel mitbekommt und so ein kleines Gefuehl fuer die USA bekommt.
Von Washington, Oregon, Idaho bis Utha wechselte die Szenerie staendig, von gruener Kueste bis karges, wuestentrockenes, flaches und bergiges Landesinneren.
Mit satter Verspaetung kam ich nachts dann endlich in Cedar City an und traf dort auf die Truppe Allgaeuer, mit denen ich die naechsten Wochen durch die USA tourte - Susi, Christopher und Uli.
Erster Besichtigungspunkt war der Bryce Canyon. Mit Worten ist dieser 145 Quadratkilometer grosse Nationalpark kaum zu beschreiben...
Hier ein bildlicher Eindruck:
Kleine Abkuehlung im Wasserfall...sehr erfrischend!
Weiter noerdlich liegt der Zion Nationalpark - anders, aber genauso impressive wie der Bryce Canyon.
Wieder gingen wir baden...erst im Pool, dann im Bach.