Samstag, 29. Januar 2011

Ode an die Boots

Auf so einem langen Trip bleibt schon das ein oder andre auf der Strecke und ich finde, meine geliebten Boots haben hier eine kleine Notiz verdient.

Auf die Liste jeden Backpackers gehoeren gute, feste Schuhe mit Profil, ausserdem wintertauglich, leicht und natuerlich bequem sollten sie sein. All das erfuellten meine geliebten Salomon Boots. Leider war das Jahr wohl doch zu strapazioes, vor allem der Yukon-Ausflug. So landeten sie nach 363 Tagen Einsatz im Muelleimer in Banff. R.I.P.

The Happy End

Der Countdown laeuft!
2 kurze Tage bleiben mir noch in Kanada, nein, nicht Monate oder Wochen - TAGE!
Die letzte Woche in Chilliwack mit Patricia, Valerie und Cassidy war relativ relaxt, wir fuhren zweimal noch nach Vancouver, den Rest der Zeit spielte ich mit Cassidy oder packte meinen Koffer und meine Taschen um.

Letzte Woche Samstag dann gings auf den letzten Trip per Greyhound nach Calgary, 13,5 Stunden. Um drei Uhr nachts war in Revelstoke aber erst mal Schluss, wegen Schnee konnte die Abloese fuer den Busfahrer nicht puenktlich kommen - 3 Stunden Festsitzen.
Ziemlich zerkaut kam ich dann Mittags in Calgary an, wo mich Christopher per Mietwagen aufsammelte und wieder vereint duesten wir ins etwa 300 km entfernte Edmonton. Und da gibts nur eins - SHOPPEN!
Ein Traum fuer jeden Shoppaholic, denn hier steht die - Achtung - groesste Shoppingmall der Welt (auf die Flaeche von verrueckten 492.000m2 bezogen).
350.000m2 davon sind Verkaufsflaeche mit etwa 800 Laeden, was steht dann wohl auf dem Rest der Flaeche?
Richtig - ein IMAX und 26 Kinosaele, ein WorldWaterPark (mit 17 Rutschen, die hoechste  42 m hoch, Endgeschwindigkeit 50 km/h), ein Galaxyvergnuegungspark mit diversen Achterbahnen (darunter der groessten 3-looping-Indoor Achterbahn), Golf- und Minigolfplaetze, 110 Restaurants, ein Eishockeyfeld, ein kuenstlicher See mit Aquarium, Nachbildung der Santa Maria, mit der Columbus 1492 nach Amerika gesegelt ist, Seeloewen-Show und Wasserscooting.
Man braucht mehrere Tage um die Mall voll und ganz gesehen zu haben, wir hatten leider nur etwas mehr als einen Tag, machten aber das meiste daraus, in dem wir eine der Achterbahnen fuhren, saemtliche Rutschen im Bad ausprobierten, und ja, auch etwas shoppen waren.
 
 
 
 
 
 
Nach dieser Superlative menschlichen Wahnsinns gings ab in die Natur. Von Edmonton fuhren wir nach Jasper, von dort aus ueber den Icefields-Parkway  nach Banff.
Jasper:
 
 
 
 Maligne Canyon, diesmal gefroren
Baerensicherer Muelleimer
 
Banff:
Anstatt fuer horrend viel Geld einen Tag Skizufahren, entschieden wir uns fuer eine Bergtour auf Schneeschuhen. Vom Lake Louise liefen wir etwa 3 km bergauf zum Mirrow Lake, zugegeben nicht unsere laengste Tour aber ausreichend anstrengend.
Ausserdem steht ja am Lake Louise noch das gigantische Fairmont Hotel rum, zurzeit mit Eisskulptur-Wettbewerb im Vorgarten.
Ausserdem besichtigten wir das Fairmont Banff Springs Hotel, noch schoener und gigantischer als das am Lake Louise ich finde. Natuerlich auch preislich gigantisch mit etwa 350 Dollar/Nacht minimum.
Ausserdem erfuellte sich ein langer Traum von mir - in echten Hot Springs zu planschen. Der kleine weisse Fleck links neben dem Hotel mitten im Wald sind die Upper Hot Springs. Wasser, das aus natuerlichen heissen Quellen kommt, wird hier zum Baden benutzt.
(Foto: Wiki)
Nach einem letzten Souvenir-Shoppingtag in Banff trennten sich Christophers und meine Wege wieder. Er fuhr zurueck zum Calgary Flughafen, ich mit dem Greyhound nach Chilliwack. 

Hier packe ich nun meine letzten Sachen und nehme langsam aber sicher bewusst Abschied von einem Land, das mir im letzten Jahr sehr ans Herz gewachsen ist.

365 Tage on Tour, 365 Tage Neues, 365 Tage keine Familie oder Freunde um sich haben, so schoen es auch sein kann, es zehrt manchmal an den Nerven und ja, ich freue mich zumindest mit einem Auge auf zuhause. Das andre weint meinem Reiseleben in Kanada hinterher.
Aber wer weiss, vielleicht ist der naechste Kurzurlaub gar nicht weit...

Samstag, 20.30 Uhr geht mein Flieger von Vancouver nach London, London nach Stuttgart (Ankunft Sonntag abend), wo mich meine Eltern abholen werden.

Und wie geht es nach so einem Jahr weiter? Let's see...somehow it'll all work out :) 
Ich bin jedenfalls stolz auf das Jahr und empfehle jedem, in irgendeiner Form ins Ausland zu gehen und sei es nur fuer 2,3,4 Monate. Es lohnt sich und es ist alles viel einfacher als gedacht, man muss nur wollen!

Somit verabschiede ich mich vorerst. Ich danke allen, die den Blog verfolgt haben und mich durch Kommentare (und sei es nur die Forderung nach einem neuen Blogeintrag :) ) ermutigt haben, ihn weiter zu schreiben.
Ich werde im Laufe der Zeit hoffentlich noch mehr Kartenmaterial online stellen um meine Wege besser darzustellen, aber die Uebersichtskarte unter "Meine Route" zeigt auch einiges.

Ausserdem moechte ich eine Bildershow zusammenstellen, wer daran Interesse hat, kann sich gern bei mir melden und ich komm auf eine oder zwei Kaffe(kannen) vorbei!


Na dann, 
Cheers!
 
PS:
Auf so einem langen Trip bleibt schon das ein oder andre auf der Strecke und ich finde, meine geliebten Boots haben hier eine kleine Notiz verdient.

Auf die Liste jeden Backpackers gehoeren gute, feste Schuhe mit Profil, ausserdem wintertauglich, leicht und natuerlich bequem sollten sie sein. All das erfuellten meine geliebten Salomon Boots. Leider war das Jahr wohl doch zu strapazioes, vor allem der Yukon-Ausflug. So landeten sie nach 363 Tagen Einsatz im Muelleimer in Banff. R.I.P.

Dienstag, 18. Januar 2011

Zwischen den Stuermen

Vor nun etwa einer Woche stapften Christopher und ich fuer drei Tage im kniehohen Schnee in der so ziemlich oestlichsten Provinz Prince Edward Islands, heute schreibe ich darueber aus dem verregneten Westen Kanadas.
So schnell gehts, ich bin wieder "daheim im Westen" in British Columbia.
Aber erst moechte ich von dem Trip nach Prince Edward Islands erzaehlen.

Wie der Name schon sagt, ist die Provinz eine Insel, im Sommer mit der Faehre und ueber die Confederations Bridge zu erreichen, im Winter nur ueber die Bridge.
Die Bruecke ist fast 13 km lang und an der hoechsten Stelle 60 Meter ueber dem Wasser. Von Nova Scotia ueber New Brunswick in die kleinste Provinz Kanadas waren es etwa 5 Stunden Fahrzeit mit unserem Mietauto, bei Schneefall und schlecht geraeumten Strassen das reinste Fahrvergnuegen.
Vor allem da wir SOMMERreifen (Winterreifen pro Tag: 12 Dollar) und ein relativ kleines Auto hatten. In Charlottetown, der Provinzhauptstadt, tauschten wir das Auto wegen gewisser "Maengel" (leichtes Ziehen nach links beim Fahren und Hundehaare im Auto. Mit meiner "schlimmen Hundeallergie" war das unvereinbar. Das mit der Hundeallergie war eine glatte Luege, aber wie Papa so schoen sagt, Frechheit siegt!). So bekamen wir ein etwas groesseres Auto mit kostenlosen Winterreifen-Upgrade, wegen der Unannehmlichkeiten. Oder weil sie kein andres hatten.

Am Ankunftstag streunten wir nur etwas durch Charlottetown und sahen uns das Province House an.
1765 wurde die Stadt gegruendet und spielte etwa 100 Jahre spaeter eine grosse Rolle in Kanadas Geschichte.
Hier ein kurzer Umriss der Entstehung Kanadas. Versprochen, ich machs kurz.
1497 entdeckt der Italiner Giovanni Caboto unter Britischer Flagge Kanadas Ostkueste, 1534 erreicht der Franzose Jaque Cartier Kanada, Koenig Francois I. nimmt es sofort in Anspruch und macht es zu einer franzoesischen Kolonie. 1763 verliert Frankreich die Kolonie aber an Grossbritannien.

Im September 1864 war es dann soweit, die Konferenz von Charlottetown wurde abgehalten. Vertreter aus den Kolonien Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island waren geladen, schlussendlich kamen noch Vertreter aus Newfoundland, Ontario und Quebec (letztere zwei waren damals die Kolonie Kanada) dazu. Besprochen wurde die Einfuehrung einer Selbstverwaltung in Form eines vereinigten Dominioms (wohlgemerkt, geplant war der Zusammenschluss von 3 Kolonien, 6 Kolonievertreter erschienen).
Die Ausmasse wurden also immer groesser, bis die Idee von einem Land von Sea to Sea (Pazifik bis Atlantik) entstand. Waehrend der Konferenz wurde die Vereinigung ALLER Britischen Kolonien vorgeschlagen. Einen Monat spaeter wurden in Quebec die ersten Grundsteine fuer eine Vereinigung der Kolonien gesetzt.

Drei Jahre und zwei weitere Konferenzen (in Quebec und London) spaeter schlossen sich die ehemaligen Kolonien zur Kanadischen Konfoerderation zusammen und begruendeten somit das Dominion Kanada. An diesem Tag enstanden die vier Provinzen Ontario, Quebec, New Brunswick und Nova Scotia (Prince Edward Island machte einen Rueckzieher, da es seinen Wohlstand in Gefahr sah). Im Laufe der Jahre kamen weitere Provinzen dazu, Manitoba, British Columbia und Prince Edward Islands (die letzten zwei waren zuvor eigenstaendige britische Kolonien), Alberta, Saskatchewan und 1949 schliesslich Newfoundland.
Somit waeren wir bei 10 Provinzen, ausserdem gibt es drei Territorien, das Yukon-, North-West- und das Nunavut Territorium.
In einem Satz, in Charlottetown entstand die Idee von einem vereinigten Kanada (also, das war doch kurz genug :) ).
Kleiner Farbtupfer in der sonst schneeweisen Landschaft.
Der Hype um Tokio Motel, Justin Bieber oder Twilight ist nichts gegen den, wenn auch stillen, Hype um Anne of Green Gables hier auf Prince Edward Islands. Die erste Ausgabe des Kinderbuchs von Lucy Maud Montgomery erschien 1908, also vor mehr als 100 Jahren. Im englischsprachigen Raum kennt jedes Kind Anne of Green Gables, wie bei uns Pippi Langstrumpf beliebt ist. Die Zwei stehen sogar in Verbindung, Anne of Green Gables war Astrid Lindgrens Lieblingsbuch und somit Vorlage fuer Pippi.
Hier der Chocolate Store of Anne of G.G., direkt neben dem Souvenir Store, wo es wirklich alles von und mit Anne gibt.
 Hier das Haus, das wohl als Drehort diente
Eine nette Ueberraschung war es, ploetzlich auf den Buffalo-Provincial Park zu stossen und nach etwas Suchen tatsaechlich eingeschneite Bueffel zu sehen.
Wofuer die Insel noch bekannt ist, sind die roten und weissen Straende und Leuchttuerme. Was wir aber vorwiegend sahen war Winter, Schnee und nochmal Winter. Hier ein paar Impressionen.
Die Entstehung unseres Eduards! 
   Dick Anziehen war angesagt!
Nach einem netten Wochenende auf Prince Edward Island kehrten wir Sonntag abend wieder zurueck ins inzwischen ebenfalls tief eingeschneite Halifax.
Die naechsten drei Tage vergingen dann ploetzlich sehr schnell und Donnerstag morgen verluden wir meinen Koffer und Rucksack ins Auto und duesten zum Flughafen Halifax, von dem ich nach Vancouver fliegen sollte. Am Vorabend hatte ein Schneesturm Halifax heimgesucht. Die Strassen waren das reine Chaos, Unis, Buecherreien und sogar Shopping-Malls wurden geschlossen, einige Fluege wurden gecancelt. Meiner zum Glueck nicht. Mit nur einer Stunde Verspaetung hob der Flieger ab und machte sich auf den 8-stuendigen Weg nach Vancouver.
So endet meine Zeit in Halifax. Wir wurden im September mit dem Hurrican Earl begruesst und Mitte Januar wurde ich mit einem Schneesturm hinausgeweht, Halifax ist wirklich ein windiges  Plaetzchen.
Christopher habe ich schweren Herzens drueben lassen muessen, wir werden uns am 23. Januar fuer eine Woche Rocky Mountains in Calgary wiedertreffen.
Ich bin jetzt wieder in Chilliwack, bei Valerie und inzwischen dreijaehrigen Tochter Cassidy. Patrizia, mein Nachfolge-AuPair, das ich im Juni eingelernt habe, ist auch noch da, sehr zu meiner Freude. So koennen wir einiges noch zusammen unternehmen, wie zum Beispiel ein letztes Mal nach Vancouver City.
Entsetzt musste ich ausserdem feststellen, dass mein XXL-Koffer, den ich zusaetzlich zu meinem Rucksack kaufen musste, auch nicht ausreicht. So kehre ich wohl mit meinem JackWolfskin-Rucksack, einem XXL-Koffer und einer XXL-Sporttasche nachhause. Was solls :)

Es wird jetzt wohl noch einen, vielleicht zwei Blogeintraege geben, dann ist mein Kanada-Jahr zu Ende! Am 29. Januar heissts fuer mich Abschiednehmen von Kanada.